Digital Life, Virtual Reality

Waren Sie schon einmal in der virtuellen Realität?

Die Geschichtliche der Virtuellen Realität und der Traum den Betrachter in eine künstliche Welt zu beamen ist geprägt von Pionierarbeit, Rückschlägen und Fehlversuchen. Der technische Entwicklungsprozess führt uns durch Meilensteine der Unterhaltungsindustrie, Kunst, Architektur, Medizin und Militär. Auch wir bei eyeloveyou beschäftigen uns mit diesem spannenden Medium um Geschichten, Bildwelten oder Produkte auf neuem Wege zu erzählen und zu präsentieren.

 

Der Begriff Virtuelle Realität (VR) wurde geprägt von Science-Fiction Filmen wie Star Treck, Matrix, oder Ready Player One. Darin bewegen sich Captain Kirk und Mr. Spock durch virtuelle Welten auf dem Holodeck. Diese programmierte Fantasiewelt mit fotorealistische Bilder in Echtzeit ist kaum mehr von der realen Welt zu unterscheiden.

Hat uns dieses Zukunftsszenario nun wirklich eingeholt? Ist es möglich in eine glaubhafte virtuelle Realität einzutauchen?

Den Versuch die Virtuelle Realität marktfähig zu machen hat die Unterhaltungsindustrie schon einige Male unternommen. Im Jahre 1994 veröffentlichte Sega VR-1, gefolgt von Nintendo 1995 mit dem Virtual Boy. Das Ergebnis waren adaptierte zweidimensionale Computerspiele mit teils monochromen Grafiken. Das immersive Erlebnis war folglich eher enttäuschend. Zudem wurde aufgrund der geringen Bildwiederholungsrate unter den Usern nicht selten die bekannte Motion Sickness verursacht. Die Projekte sind gefloppt und wurden innerhalb kurzer Zeit wieder eingestellt. Die Motion Sickness war so stark verbreitet, das Nintendo den Virtual Boy in den USA sogar mit einer beiliegenden Packung Ibuprofen verkaufte.

 

Mario Tennis auf Nintendo Virtual Boy

 

Die Geschichte oder vielmehr die Idee der Virtuellen Realität geht dabei zurück bis ins 17. Jahrhundert zur panoramischen Malerei. Bilder zum eintauchen in die gemalte Fantasiewelt. Zweihundert Jahre später, im Jahr 1956 hatte der Cinematograph Morton Heilig eine Vision. Er wollte den Zuschauern seine Filme als Erlebnis präsentieren. Ein Erlebnis, das alle menschlichen Sinne anspricht. Entstanden ist das Sensorama, eine Art Film-Projektor-Kasten mit stereoskopischem 3D-Bildern in Farbe. Filme, wie beispielsweise von einer Wüstenrallye, wurden in Begleitung von Stereo-Audio, einem vibrierenden Stuhl, Geruch und Wind Effekten abgespielt. Ein rundum immersives Erlebnis für alle Sinne.

 

Sensorama

Das Sensorama beschreibt damit die heutige Definition von Virtueller Realität schon relativ genau.

Als virtuelle Realität, wird die Darstellung und gleichzeitige Wahrnehmung der Wirklichkeit und ihrer physikalischen Eigenschaften in einer in Echtzeit computergenerierten, interaktiven virtuellen Umgebung bezeichnet.(Wikipedia)

Zur realistischen Darstellung der virtuellen Welten ist es also nötig, das die Technologie die Fähigkeiten und Eigenschaften unseres Menschlichen Sehvermögens adaptiert.

Um diese computergenerierte Welt sehen zu können benötigen wir ein Display in Form einer VR-Brille mit möglichst hoher Auflösung, Pixeldichte und Bildwiederholungsfrequenz (Hz). Bei der Bildwiederholungsrate geht man davon aus, dass das menschliche Auge mindestens 90 Hertz für eine realistische Darstellung der Bilder benötigt. Ab 16 Bilder pro Sekunde nehmen wir übrigens eine Bildreihenfolge als fortlaufende Bewegung wahr.

Für die Gewährleistung der Interaktivität innerhalb der virtuellen Welt benötigen wir einen Bewegungssensor, der unsere Körperposition verfolgt und in die virtuelle Welt überträgt. Um Aktionen ausführen zu können benötigen wir zudem einen Controller oder Gamepad. Ein solcher Bewegungssensor, genannt Gyroskop, befindet sich übrigens in jedem Smartphone.

VR-Brillen im höheren Preissegment, wie die Oculus Facebook, sind zudem und Sensoren ausgestattet, mit denen das Spielfeld im Wohnzimmer vermessen werden kann, sodass der Bereich für die Interaktion in der VR definiert und überwacht wird.

Die Technologie ist seit den 90er Jahren so weit ausgereift, dass wir computergenerierte Bilder realistisch darstellen können. Das Eintauchen in die Virtuelle Realität ist also durchaus möglich. Allerdings fehlen noch Features wie Gerüche, Wind- und Wassereffekte, die es beim Sensorama 1956 schon gab.

 

virtual surgery training

VR-Anwendungen finden langsam aber sicher ihren festen Platz in unserem Alltag. Neben Computerspielen, VR-Apps oder interaktiven Real Estate Führungen liegt das Kerngebiet von VR in der Simulation von kostspieligen oder gefährlichen Operationen.

So werden komplizierte chirurgische Eingriffe trainiert oder Simulationen für Piloten, Militär und Rettungskräfte durchgeführt. Auch im Bildungsbereich und bei therapeutischen Anwendungen findet VR heute ihren Einsatz. So erleben Schüler eine Führung im virtuelle Museum oder Traumapatienten werden zur Behandlung von Höhenangst mit virtuellen Gefahren konfrontiert.

 

Der kleine Bruder von VR

 

Wer nicht weiss, wo anfangen, dem bietet sich der einfachste Einstieg in die Virtuellen Realität über das Betrachten von 360° Videos. YouTube, Vimeo und Facebook lassen das Einbinden von 360° Inhalten schon seit einigen Jahren zu. Um VR in Form von 360° Videos für die Massen zugänglich zu machen hat Google das Cardboard vorgestellt. Eine VR-Brille in Form einer faltbaren Karton-Box mit Linsen, das aufgefaltet als Container für das Smartphone Display funktioniert.

Google Cardboard

So haben wir nun die Möglichkeit rasante Achterbahnfahrten, Tauchgänge mit Haien oder Reportagen aus Krisengebieten in einer 360 Grad Rundumsicht anzuschauen. Dabei können wir uns (noch) nicht frei in der gefilmten Szene bewegen, wir können lediglich unseren Blickwinkel selbst definieren. Definiert wird dies über DOF (Degrees of freedom). Die 3-DOF Technologie erlaubt die Rotation um die Achsen X, Y und Z. Neuere 360° Kameras mit mindestens sechs Linsen zeichnen 360° Videos in stereoskopischem 3D auf. Diese Videos erlauben es uns im virtuellen Raum ein wenig nach Vorne, Hinten oder zur Seite zu neigen was dann als Six Degrees of Freedom bezeichnet wird.

 

Out of the box, into the sphere.

 

Möchte man mit dem neuen Medium Geschichten erzählen stellt man relativ schnell fest, das dies mit den traditionellen Werkzeugen nicht funktioniert? Die Produktion von 360° Videos unterscheidet sich in einigen Aspekten von der klassischen Videoproduktion. Regie, Kamera, Ton und Lichttechniker werden zum Umdenken gezwungen. So gibt es bei 360° Grad Videoproduktionen kein “Hinter der Kamera”. Also wo steht die Filmcrew? Wie wird das Set ausgeleuchtet, wenn alle Scheinwerfer später im Bild zu sehen sind und wie kommuniziert die Regie mit den Darstellern?

Run and hide

 

Prinzipiell führt der Weg über die Integration der Crew und Technik in die Szene. Die Regie und der Kameraoperator verstecken sich beispielsweise hinter Baum und Mauer oder integrieren sich als Statisten in das Geschehen.

Mit der 360° Kamera ist es zudem nicht möglich die Brennweite des Objektivs zu verändern. Das klingt erstmal nicht so dramatisch. Es bedeutet jedoch, das alles weitwinklig in einer Totalen aufgenommen wird. Somit kann später nicht zwischen Einstellungsgrössen wie Close-Up, Nahe oder Totale geschnitten werden. Auch keine Zooms, Kameraschwenks oder Schärfenverlagerungen sind möglich. Um das Auge des Betrachters stets auf das Wesentliche zu lenken, bedient sich der Film an Hilfsmitteln wie Audiosignale, Bewegungsführung durch Objekte im Raum, Grafiken oder Moderation. So versucht man zu vermeidet, das der Betrachter etwas Wichtiges verpasst, weil er zufällig in die falsche Richtung schaut.

 

Erzählt man eine Geschichte auf der 360°-Bühne, so projiziert man den Betrachter in das Zentrum des Geschehens. Dieser wird somit selbst zum Mittelpunkt und kann daher als passiver oder aktiver Charakter in die Handlung der Geschichte integrieren werden. Prinzipiell ist die 360° Videoproduktion mit einer Theaterbühne vergleichbar, bei der der Zuschauer mitten auf der Bühne steht und das Geschehen um ihn herum betrachtet.

Übrigens um sich in der virtuellen Welt um die eigene Achse drehen zu können sollte jeder Betrachter 360-Grad Videos im Stehen anschauen. Nichts mehr mit Couch Potato, es wird aufgestanden und erstmal das Wohnzimmer aufgeräumt, damit man in der virtuellen Welt nicht über einen sehr realen Gegenstand auf seinem Fussboden stolpert.

 

 

Bildquellen:
https://virtualspeech.com/blog/history-of-vr
https://www.nmy.de/de/1/projekte/15/266/virtual-surgery-training/
https://store.google.com
The Untold Story Of Virtual Reality On The Sega Genesis – The Unreleased The Sega VR Headset

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Culture

Sex, Drugs und Bünzlitum

Der Spiessbürger war für mich lange Zeit das Schreckensgespenst schlechthin: Konservativ, engstirnig und konformistisch. Mittlerweile bin ich selbst Bünzli. Der Grund liegt beim Älterwerden aber auch daran, dass sich das Spiessbürgertum verändert hat.

Die Nachbarn von meinem Elternhaus am Giebenacherweg 1 hiessen – ohne Witz – Biedermann. Zwischen den Hausnummern 1 und 2 waren die Rollen klar verteilt: Wir waren die Anarchisten (Gebrüll, Musik mit 90 Dezibel und ein Garten, der aussah wie ein zerbombter Spielplatz) und sie die Angepassten (Kirche am Sonntag, gemähter Rasen und Nachtruhe um 22:00) – die Bünzlis.

Ich platzierte diese Form des Lebens irgendwo zwischen Fegefeuer und Hölle: zu konform und engstirnig, um Spass zu haben, zu weit unter dem Tellerrand, um drüber zu schauen und die Wunder des chaotischen Lebens zu erblicken.

Leben bedeutete für mich, Grenzen auszuloten und Regeln zu brechen. Entsetzte Lehrer, Bussen und ein malträtierter Körper waren für mich schlimmstenfalls Kollateralschäden, die ich gerne in Kauf nahm. Diese Haltung trug ich bis lange in die Adoleszenz hinein mit mir rum, zusammen mit meinem Gras, meinen Spraydosen und meinen Baggy-Pants.

Der Bünzligeist geht um

Fünfzehn Jahre später haben sich die Dinge geändert. Mit bald vierzig nerve mich ab den Besoffenen und den Teenies, die um 22:40 draussen rumschreien, und den Velofahrern, die das Trottoir als Rennstrecke benutzen.

Ich putze die Wohnung jede Woche, denn Unordnung und Staub kann ich genauso wenig ausstehen, wie unbeglichene Rechnungen. Montags kaufe ich jeweils für die ganze Woche ein und der Mittwoch ist für alle administrative Aufgaben reserviert, die in einem geordneten Leben so anfallen.

Wäre Papier-Bündeln eine Olympiadisziplin hätte ich mir schon lange ein Goldmedaille erknotet.

Würde es die Schweiz China gleichtun und ein Sozialkredit-System einführen, mit dem sie das wünschenswerte Verhalten der Bürger beziffert, bekäme ich die Höchstnote. Und ich bin nicht alleine, Freunde, die einst voller Tatendrang in die grosse Welt aufgebrochen sind, ziehen mit Kind und Kegel nach Riehen oder Bettingen. Das Spiessbürgertum hat uns eingeholt.

 

Rock’n’roll non-stop ist anstrengend

Ich sehe drei Gründe für diese Entwicklung, die nicht direkt zusammenhängen.

Älterwerden: Wenn die antiautoritären Energien abgewetzt sind und die Arbeitswochen strenger werden, sehnen wir uns nach Sicherheit und Erholung. Rock’n’Roll non-stop ist nun mal anstrengend und lässt sich schwer mit einer 42-Stundenwoche, Grossraumbüro und anspruchsvollen Chefs vereinbaren. 

Multioptionsgesellschaft: Je vielfältiger die biografischen Optionen sind und je weniger Grenzen die Gestaltung unseres Werdegangs limitieren, desto stärker wird das Verlangen nach Ordnung in Heim und Alltag. Es geht ja auch darum, dass wir uns in der Welt aufgehoben und nicht in die Welt geworfen fühlen, wie Soziologe Hartmut Rosa mal meinte. Und das Bünzlitum bietet genau das.

 

Der Neo-Bünzli ist da

Der dritte Grund hat mit der sich verändernden gesellschaftlichen Rolle von Antiautoritären Kräften und Spiessbürgertum.

Viele Denken beim Spiesser an einen Typen mit Eigenheim, Doppelgarage und Schrebergarten. Aber in unserer postmodernen Spassgesellschaft ist dieser Füdlibürgerschlag ein Auslaufmodell.

Den Spiesser findest du auch in den linksprogressiven Ballungszentren, wie Zürich oder Basel.

Wieso? Der Kapitalismus hat mittlerweile jene Kräfte nivelliert, die sich in der Kulturgeschichte unversöhnlich gegenüberstanden: Das Spiessbürgertum und die aufbegehrende Jugendkultur.

In Zeiten in denen Skater zu Louis Vuitton Design Chefs werden und Rapper Haute Couture bewerben, in einer Welt, wo Clubkultur und ihr vermeintlicher Eskapismus zu einer Milliardenindustrie mutieren, wird Distinktion zur Phrase – und die Grenzmauer zwischen Gegenkultur und Bourgeoisie zu einem Zäunchen.

Selbstverwirklichung ist Mainstream und hat nur noch wenig mit Aus-Der-Reihe-Tanzen zu tun. Als Teil der akzeptierten Gesellschaftssphäre verwebt sich der Individualisierungsdrang mit dem Spiessbürger-Haltung und, tadaa, schon haben wir den Urbanen Spiesser.

Der Urbanen Spiesser hat keinen Schrebergarten, vielleicht nicht mal ein Auto. Auch schlägt er ab und zu über die Stränge. Aber seine Wohnung ist aufgeräumt, seine Rechnungen bezahlt, sein Abfall getrennt und am Wochenende trifft man ihn mit der NZZ am Sonntag an der Buvette am Rhein.

Ich würde gerne mit meinen ehemaligen Nachbarn einen Kaffee trinken gehen. Womöglich sind wir uns mittlerweile ähnlicher als ich mir je hätte träumen lassen.

 

Gastblogger Lorenz König macht Marketing bei wemakeit und Musik in Bars. Seine Gedanken zum Gang der Welten veröffentlicht er hier auf eyeblogyou und auf seinem Blog Boom-Town, sag hallo auf Facebook oder Instagram.

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Reden für Dummies – Dialog ist nicht nur im Netz für den Arsch

Alle jammern, dass im Internet kein anständiger Dialog zustande kommt. Dabei kacken viele schon beim Offline-Gespräch ab: Sie labern irrelevanten Müll oder hören nicht zu.

Ich kann nicht anders. Ich muss hinhören, wenn der Alte im Zugbistro sein Gegenüber volllabert.

Und er labert laut, lange und lückenlos.

Wie ein Maschinengewehr mit endloser Munition feuert er Meinungen und vermeintliches Wissen auf seinen machtlos da sitzenden Gesprächspartner ab.

Wieso Letzterer noch nicht aufgestanden ist, ihm das restliche Bier über den Kopf geleert und das Abteil gewechselt hat, ist mir rätselhaft. Ich sehe zwei mögliche Gründe.

  1. Er ist dermassen begeistert von dem Geblubber des Alten, dass er an seinen Lippen hängt und sich wünscht, diese Zugfahrt würde nie enden.
  2. Er hat schon lange auf Durchzug geschaltet, lässt resigniert die Quassel-Flutwelle auf sich niederprassen und hofft, dass der Zug endlich in Basel ankommt.

Ich tippe auf Nummer zwei.

Vier Typen von Dialog-Assis

Ein Dialog muss anders verlaufen als dieses Zug-Gespräch – austausch- und interessensbasierter.

Heruntergebrochen auf einzelne Schritte heisst das: Zuhören, verarbeiten, antworten, eine (verbale oder nonverbale) Reaktion abwarten, repeat.

Auf den ersten Blick simpel, doch viele Menschen kriegen das nicht hin. Ich kenne vier Typen, die an diesem Ablauf scheitern oder ihn ignorieren.

  1. Die Gesprächspiraten: Sie Kapern das Gesprächsthema und die Gesprächszeit. Sie müllen dich mit Geschichten und Meinungen zu. Dabei versichern sie sich auch nicht nur einmal, ob dich ihr Gequassel überhaupt interessiert. Unser Quassel-König von der Zugreise? Ein Gesprächspirat.
  2. Die Selbstzweck-Plauderer: Sie reden, damit geredet wird, und schenken dem Inhalt deiner Aussagen entsprechend wenig Aufmerksamkeit. Du erkennst sie daran, dass sie deinen Satz bejahen, bevor du ihn überhaupt zu ende gesprochen hast. Du könntest sagen: “heute hätte ich Lust, drei Katzen zu zerstückeln, wäre das nicht schön?”, und von ihnen ein “Ja, das wäre mega!” als Antwort erhältst.
  3. Die Verhörer: Sie ballern dich mit zusammenhanglosen Fragen zu, ohne auf deine Antworten einzugehen. Meistens schieben sie die nächste Frage nach, während dem du noch die vorangegangene Frage beantwortest. Ein Dialog, bei dem beide Fragen stellen, wird damit unmöglich. Wäre dieses Gespräch ein Tennisspiel, würden dich die Verhörer mit ihren Schmetterbällen über den Platz jagen. Du kommst nie dazu, einen anständigen Ball zu spielen, weil du jeden Ball retten musst.
  4. Die Dampfwalzen: Wie den Verhörern ist es auch den Dampfwalzen ziemlich Banane, dass du gerade dabei bist, etwas zu sagen, das du dir gut überlegt hast und gerne vermitteln willst. Im Gegensatz zu den Verhörern überfahren sie deine Aussage mit eigenen Meinungen oder sonst was, das ihnen durch den Kopf geht.


Es ist kompliziert

Fairerweise muss man sagen, kommunizieren ist nicht einfach. Ich kram jetzt die Überreste meines Uni-Wissens hervor. Soweit ich mich erinnern kann, meinte der Kommunikationstheoretiker Nikals Luhmann, zwischenmenschliche Kommunikation sei verdammt schwierig:

Zuerst muss ich die Gedankenfetzen in meinem Gehirn zu einem logischen Ablauf ordnen. Anschliessend muss ich diesen Ablauf in dieses ziemlich limitierte Medium giessen, das wir Sprache nennen. Dann muss ich hoffen, dass mein Gegenüber meine Worte so encodiert und interpretiert, wie ich mir das vorgestellt habe.

Spätestens beim Interpretieren wirds richtig kritisch. Denn jede Person verknüpft ihre eigenen Erfahrungen mit den von mir gesagten Dingen und versteht diese dadurch komplett anders.

Dass alle labern, heisst nicht, dass jeder es kann

Ja, wir labern alle die ganze Zeit – aus Höflichkeit, weil wir uns vor kollektiver Stille fürchten und weil wir unsere Meinung äussern, um unsere Identität zu festigen.

Wir labern aber auch, weil Kommunikation in so ziemlich allen Lebensbereichen verdammt wichtig ist.

Doch beim miteinander Sprechen ist es wie beim Tanzen, nur weil jeder es macht, heisst es nicht, dass jeder es kann. Die einen haben den Rhythmus im Gefühl, die anderen gehen in Kurse und lernen das Tanzen  – und wiederum andere zappeln auf der Tanzfläche rum wie ein Fisch, denken aber sie seinen John Travolta in Night Fever.

Also: Kommunikation ist in der analogen Welt schon schwer genug, kein Wunder, ist der Dialog im Netz so für den Arsch. Schauen wir doch, dass wir mal richtig miteinander sprechen lernen, bevor wir dem Internet die Schuld zuschieben.

 

 

Gastblogger Lorenz König macht was mit Medien und ab und zu was mit Musik. Seine Gedanken zum Gang der Welten veröffentlicht er auf dem Blog Boom-Town (https://medium.com/boom-town), sein Twitterhandle lautet: @lorenzkoenig

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Viel Arbeit? Hör auf zu klagen! Nichtstun ist die Zukunft

“Ich hab viel zu tun”: Täglich hören wir diesen Satz, egal ob im Büro, in der Mittagspause oder wenn wir einem Freund auf der Strasse begegnen. Der Satz ist zur Standardantwort avanciert, wenn man fragt, “wie gehts” – die Antwort “gut” war gestern. Dabei ist dieser Satz aus drei Gründen problematisch.

Grund 1: Faulheit ist die letzte Todsünde

Leute, die sich über ihren Berg an Arbeit beklagen, machen es sich leicht – zumindest aus einem kulturellen Gesichtspunkt. Denn wer viel arbeitet, der ist eins sicher nicht: faul. Und was gibt es Schlimmeres, als als Schlaffi wahrgenommen zu werden! Faulheit ist in unserer Leistungsgesellschaft die letzte verbliebene Todsünde: Ehebruch? Wenn juckts! Lügen? Im postfaktischen Zeitalter ein Kavaliersdelikt. Eitelkeit: Instagram ist ein Jahrmarkt der Eitelkeit. Die Anzahl monatliche Nutzer dieses Sozialen Netzwerks? Eine Milliarde. Und so weiter.
Ist jemand mit Arbeit eingedeckt, impliziert das, dass diese Person das Gegenteil von faul ist: Sie ist fleissig, zuverlässig und zudem ein gefragter Auftragsempfänger. Ihre Vorgesetzten decken sie mit Arbeit ein, weil sie wissen, diese Person liefert, und das gut und schnell. Und wenn Faulheit die letzte Todsünde ist, ist Leistung durch harte Arbeit die vorherrschende, jeden Gesellschaftsbereich dominierende Tugend. Wir haben Gott und die Kirche hinter uns gelassen, aber die Protestantische Arbeitsethik haben wir noch nicht abgestreift. Auch Bukowski hatte das erkannt und forderte in seinem Roman Faktotum: Es sollte auch für Menschen ohne Ehrgeiz einen Platz geben: ich meine, einen besseren als den, den man ihnen gewöhnlich reserviert.

Grund 2: Clever arbeiten ist besser als viel arbeiten

Wieso sagen Leute nicht: “Ich arbeite nicht hart und lang, ich arbeite clever. Ich hab einige der mir zugeteilten Aufgaben nicht erledigt, weil ich weiss, dass sie niemandem einen Mehrwert bieten. Dafür bin ich etwas früher nach Hause gegangen und hab den Abend genossen. Am nächsten Tag kam ich frisch erholt ins Büro, mein Kopf war voll mit wunderbaren Ideen.” Oder um es mit Steve Jobs zu sagen: «People think focus means saying yes to the thing you’ve got to focus on. But that’s not what it means at all. It means saying no to the hundred other good ideas that there are. You have to pick carefully.»

Natürlich braucht es Selbstvertrauen zu sagen: “Das mache ich nicht, weil ich den Mehrwert dahinter nicht sehe. Weil es weder Geld bringt, noch jemandem unmittelbar nützt. Weil es nur bürokratischer Mist oder Wir-haben-das-immer-schon-so-gemacht-Müll ist.” Zum Glück gibt es berühmte Vorreiter. Nobelpreisträger Richard Thaler sagt von sich selbst, er sei faul. Er kümmere sich nur um diese Dinge, die wichtig sind und die er gerne mache. Für einen Nobelpreis hat es immerhin gereicht.

Grund 3: Schufterei killt Kreativität

Nichtstun ist die Zukunft. Oder was machst du, wenn die Roboter deinen Job übernommen haben? Zugegeben, wenn du diesen Blog liest, werden die Roboter deinen Job nicht so schnell übernehmen, da du wahrscheinlich eine höhere Ausbildung hast und/oder eine kreative oder konzeptionelle Arbeit verrichtest. Aber gerade im konzeptionellen Bereich ist es unglaublich wichtig, dass du Zeit für Musse hast. Denn im Zustand des Nichtstuns kommen die richtig guten Ideen. https://qz.com/705782/the-best-productivity-hack-when-youre-stuck-is-to-do-nothing/

Also trau dich, deine Arbeit zu ändern und zu sagen, dass du nicht mehr hart arbeitest, sondern smart.

 

 

 

Gastblogger Lorenz König macht was mit Medien und ab und zu was mit Musik. Seine Gedanken zum Gang der Welten veröffentlicht er auf dem Blog Boom-Town (https://medium.com/boom-town), sein Twitterhandle lautet: @lorenzkoenig

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Prokrastinieren für Profis

Ich bin Meister der mangelnden Selbstdisziplin. Ich bin darin dermassen gut, dass ich sogar Tätigkeiten aufschiebe, die mir Spass machen. Eine Suche nach einer Erklärung und Tipps für mehr Produktivität.

Dieser Blogpost ist das Resultat einer unerbittlichen Schlacht. Nein, sie fand nicht zwischen mir und den Leuten von eye love you statt. Gegeneinander angetreten sind ich und mein innerer Schweinehund – und wir haben uns nichts geschenkt.

Es ist Freitag, draussen scheint die Sommersonne und ich sitze motiviert in meinem Stamm-Café. Das Ziel heute: einen Text über Prokrastination zu schreiben. Und ich bin bereit. Die Kaffee-Tasse ist leergeschlürft, mein iPhone in der Tasche verstaut und ein blankes Schreibdokument leuchtet jungfräulich auf dem Display meines Laptops. Noch bin ich zuversichtlich, mein Ziel heute zu erreichen. Noch.

 

Handykabel entknoten statt schreiben

«Es ist erst 10 Uhr und der erste Satz braucht immer Zeit»,

denke ich und hole mir ein Glas Wasser, in der Hoffnung, dass mich ein hydriertes Gehirn weiterbringt. Die erhoffte Eingebung bleibt aber nach der Erfrischungspause – die eigentlich gar keine Pause war, weil ich noch gar nicht mit dem Arbeiten angefangen habe – aus. Ich starte den zweiten Versuch, bringe meine Finger in Position und fokussiere mich – doch schnell wandern meine Gedanken weg vom Thema Prokrastination hin zum Thema Essen. Ich hole mir also ein Gipfeli und fülle meinen Magen statt das Dokument. Es ist mittlerweile 10 Uhr 45 und das Laptop-Display leuchtet weiterhin leer vor sich hin. Mit Gipfelikrümel in meinem Bart und der davon laufenden Zeit im Blick lanciere ich Versuch Nummer drei, es folgen die Versuche Nummer vier und Nummer fünf. Alle scheitern. Denn egal ob der Instagram-Feed, der überprüft, die Spotify-Palylist, die angepasst, oder das Handykabel, das dringend entknotet werden muss: eine Ablenkung findet sich immer. Und so wird es Mittag und das Display leuchtet mich weiterhin weiss, herausfordernd und vor allem leer an.

 

 

Die «nur-noch-schnell»-Kunst perfektioniert

Prokrastinieren ist unproduktiv, prokrastinieren ist frustrierend und prokrastinieren ist etwas, das ich sehr gut kann. Ich habe die «nur-noch-schnell»-Kunst perfektioniert. Mein Schatz an Mikroaktivitäten, die ich stets als Alternativen zu relevanten Aufgaben ausgrabe, ist unerschöpflich. Aus psychologischer Sicht heisst das, ich strebe nach sofortiger Befriedigung («Instant Gratification») und scheitere an dem verdienstvollen, aber mit viel Selbstdisziplin verbundenen «Belohnungsaufschub». Anders gesagt: Ich lege superkurze Sprints zurück, die zu einem kurz anhaltenden Glückskick führen. Beim Marathon, der eine langfristige Genugtuung nach sich zieht, schaue ich in die Röhre.

 

Wieso um Himmelswillen prokrastiniere ich?

«Die Arbeit beginnt, wenn die Angst, nichts zu liefern grösser wird als die Angst, etwas schlechtes zu liefern»,

sagt der britische Schriftsteller Alain de Botton. Auch ich habe Angst, wenn ich vor dem Computer sitze oder wenn ich mich ins Studio begebe. Angst davor, an meinen eigenen Ansprüchen zu scheitern, Angst davor, ein schlechtes Feedback zu erhalten.

 

Der Reiz des Marathons

Die zweite Frage, die ich mir im Zusammenhang mit Prokrastination stelle: Sind meine vermeintlichen Leidenschaften wie Musik machen und Schreiben vielleicht gar keine Leidenschaften? Schliesslich kosten sie mich ja Überwindung. Eine Frage, die man nur nach einem vollbrachten Werk und mit dem Blick in den Rückspiegel beantworten kann. Es ist das fantastische Gefühl, etwas erschaffen zu haben. Und das, in einem Bereich, der einem am Herzen liegt. Denn wenn das Dokument nicht mehr blank ist, sondern aus Titel, Lead und Absätzen besteht, wenn man auf “veröffentlichen” klicken kann und der Artikel online ist, dann merkt man einmal mehr, dass sich die Überwindung gelohnt hat und die Schlacht gegen den Schweinehund gewonnen und der Marathon bewältigt ist. Dann ist das Gefühl umso besser. Ich weiss, dass ich durch das Tal der Tränen gelaufen bin und als etwas grösserer Mensch auf dem Gipfel der Genugtuung angekommen bin.

 

Get Shit done!

Anti-Prokrastinationstipps, zusammengestellt aus endloser Lektüre von Blogpost und Konsultation von Youtube-Videos.

  • Die Deadline ist der einzige Freund der Kreativen. Setze dir eine Frist.
  • Setze auf «better done than perfect» und fokussiere dich auf Prozess, nicht auf das Resultat: Im Rahmen eines Experiments erhielt eine Gruppe den Auftrag, so viele Töpfe wie möglich herzustellen. Die zweite Gruppe erhielt den Auftrag, den perfekten Topf zu produzieren. Das Resultat: Die erste Gruppe kreierte nicht nur mehr Töpfe, sondern auch die besseren.
  • Breche deine Aufgaben in Häppchen herunter und nutze die Pomodoro-Technik: Teile die Aufgaben in 25-Minuten-Tranchen. Fokussiere dich während dieser Zeit nur auf diese Aufgabe. Anschliessend machst du fünf Minuten Pause.
  • Kaum stehe ich vor einer Aufgabe, die meinen Arbeitsflow unterbricht, weil sie komplex ist oder ich sie als unangenehm empfinde, sucht mein Gehirn nach einer Ablenkung. Kommt dir bekannt vor? Der Grund liegt darin, dass dein Gehirn Gewohnheiten entwickelt, durchbreche sie.
  • Last but not least: Meditiere und lerne dadurch Wachsamkeit.

 

Gastblogger Lorenz König macht was mit Medien und ab und zu was mit Musik. Seine Gedanken zum Gang der Welten veröffentlicht er auf dem Blog Boom-Town (https://medium.com/boom-town), sein Twitterhandle lautet: @lorenzkoenig

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Piece of cake

The white chocolate marzipan cake balances precariously; defies equilibrium. Her mouth is seemingly on repeat – he cannot hear her any more.

It doesn’t matter; he’s heard it all before. Maybe it was another ailment, maybe it was another doctor, maybe it was somebody else that had done her wrong.

He cannot hear her; he can only see the fine network of wrinkles that have conquered the area from her smile pits to her temples. It has grown since the last time, hasn’t it? Deep engravings criss-crossing a skin grown thick, a skin grown … soft?

He would like to grab her chin to feel what life has made to her face.

Despite the fine canyons, despite the matt lustre her skin also looks soft like a baby’s, as if it had gone full circle, starting all over again.

But such is life. He cannot feel her cheek like she once did his while marvelling over the miracle of life. Because surely she did, didn’t she?

Not that he can ever remember her being physical. And wasn’t it he who reintroduced hugs in the family in his teenage years once he’d learnt to appreciate them again?

He always liked to be physically close.

Absence has caused sorrow, but nevertheless hugs between friends for a short moment in time felt silly. Not for real. Shallow. Not so any more.

The wrinkles pulsate in rhythmical sync with her unstoppable verbiage and deep breathing.

Sun-scorched earth. Tree trunk broken off by a storm. Labyrinth corridors of an uprooted ants nest. Sound waves through a freshly crackled brûlée.

Finally the stoic piece of cake gives in to gravity’s relentless quest and falls over.

In Sweden a symbol of love gone awry. Standing cake – you will get married. Fallen cake, welcome to Tinder

The cake falls just like he has fallen. And stood up. Fallen and stood up. Fallen again and stood up again only to fall over again.

Only one of those times there were witnesses and signatures.

OK, two if you also count the loan agreement for the duplex apartment. Is perhaps a mortgage a bigger sign of love than a marriage certificate?

The white chocolate marzipan clings to the gold-rimmed china like an unseen, sticky spider web caught on your face during a summer stroll through a leafy forest.

The fall from grace is oh so slow – isn’t it always?

The force of gravity is however strong enough to refurbish the inner creams; the office-brown chocolate mousse erupts in over the bleak-yellow vanilla cream like a volcano’s last sigh of molten lava.

She has gone silent. The wrinkles collapse. She takes her spoon to her mouth, chews quickly, and chases the sweet fix down with a sip of coffee gone cold.

The wrinkles gather momentum again, like a sprinter coming out of the blocks, albeit in slow motion. She hesitates. As she often does when she wants to say something that matters. Is it his fault?

Has he been too hard on her over the years?

Or is it simply her own life-long insecurity that she has always had to mask with over-compensation and narcissistic self-affirmation?

Her tongue eventually joins what, from judging from the breath will be less of a moan. Could it – lo and behold – be a conversation looming at the horizon?

He takes his eyes off the fallen cake, meets his mother’s gaze. Curious.

“Would you like another piece of cake?”

“Yes, please.”

 

Anders Modig, based in Basel since 2013, has been a journalist for 15 years. He writes about watches and design for titles like Vanity Fair on Time, Hodinkee, Café and South China Morning Post.

He has been editor in chief of seven magazines and books, including the current annual design magazine True Design by Rado, and his company also organises events for clients like TAG Heuer, Zenith and Patek Philippe.

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Ein Open Air mit viel Herz & Verstand

Es gibt für mich diese Momente im Jahr, auf die ich mich ganz besonders fest freue. Einer davon ist das Open Air Basel.

Das hat bei mir ganz persönliche Gründe. 2010 hat alles angefangen – mit dem Viva con Agua & Kaserne Basel Festival, welches ich als damalige Viva con Agua-Vereinspräsidentin zusammen mit Open Air Basel-Leiter Sandro Bernasconi gegründet habe. Unterdessen sind acht Jahre vergangen. Und auch wenn wir es unbenannt haben, besteht die enge Freundschaft zwischen der Trinkwasserorganisation Viva con Agua und unserem Festival noch immer.

Durch die Depot-Becherspenden der Besucher*innen gehen jährlich durchschnittlich CHF 5’500.—an die Viva con Agua Wasserprojekte.

Schwerpunkt-Projekt ist momentan Nepal.

Seit 2014 unterstützt Viva con Agua ein WARM-Projekt in Nepal. Dies besteht aus der Planung und Umsetzung eines Wasserressourcenplans, der Kompetenzstärkung und Sensibilisierung der Bevölkerung und konkreten Trinkwasser- und Siedlungshygieneprojekten. Das Projekt ermöglicht damit die Verbesserung der Lebensbedingungen für rund 160’000 Menschen.

Dieses Jahr wird Viva con Agua erneut Depot-Becher für sauberes Trinkwasser sammeln. Zudem gibt es bei der Aftershow-Party die sogenannte Gästeliste-Aktion, bei der man/frau für den Gästelisteplatz was spenden kann. Und schliesslich gibt es am Samstagnachmittag auf der Kasernenwiese wieder die beliebte Kinderwasserwerkstatt, bei der sich die Kids spielerisch mit dem Thema Wasser auseinandersetzen können – unter anderem mit Glitzermalen und einem Spenden-Aquarium Spiel.

Wir freuen uns auf soziales Engagement, das Spass bringt – bei allen Beteiligten.

Danielle Bürgin – Open Air Basel Vereinspräsidentin

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HALO Shines Under Art Basel

Art Basel and Design Miami/Basel is over us again … and I love it. The 2018 edition shifts its architecture, gives a Brazilian architect the credit she deserves and questions the fundamentals of our existence while serving inverted fondue.

In 2018, the immediate wow effect of Art Basel Unlimited’s entry is somewhat muted – because the entry itself it is not that immediate anymore.

As of 2018 you have to take two escalators to reach it – but this structural change, due to several of Baselworld’s mega stands remaining erected the whole year, is actually a positive thing.

Now the entry to Design Miami/Basel and the entry to Art Basel Unlimited are next to each other.

Design Miami/Basel, often overlooked by the visitors is a place where you can discover several of the world’s most prestigious galleries for collectable modern and contemporary design – and I would be very surprised if this new entrance would not dramatically increase its visitor numbers.

The Messeplatz level of Design Miami/Basel is home to the curated exhibition Design at Large, where Zhoujie Zhang shows a futuristic take on what a chair could be.

A 60-point sensor chair is hooked up to a computer, which in real time on a screen in front of you creates the design of the ultimate chair; shaped by your own unique human interactions.

At Large-space is also dedicated to furniture by late Lina Bo-Bardi. In the last decade Italian-born, Brazilian Bo Bardi has risen from dusty annals of architecture to become the architecture and design superstar she always deserved to be.

Unfortunately this is happening decades after her death in 1992, but it is great to see that her work finally gets mainstream recognition above and beyond the inner circles of architecture.

 

©Endless Form/ Zhang Zhoujie Digital Lab/ Courtesy of Gallery ALL

Despite the fair having just started I have been back at HALO twice, located in the basement of Hall 4 (next to Swissôtel’s entry). I have probably spent more than four hours in there, and not only because of the lavish vernissage which included an inverted fondue, where orange salmon cubes coated in yellow mango cream was dipped into smoking cold liquid nitrogen.

No, I keep returning because the fourth Audemars Piguet’s Art Comission is a really interesting collaboration by the British art duo Superconductor, CERN, and the white-bearded theoretical physicist rock star John Ellis.

In a lowly lit hall, an eight-metre-diameter circular sound and light installation projects series of golf ball-sized light dots throughout the room.

Meanwhile, hammers hit low-pitched piano strings that vertically line the installation.

Both light and sound – remember that all matter is made of particle and wave – is a reanimation of 60 real collision measurements; universe-deciphering data from the Large Hadron Collider (LHC) tunnel, which circles 27 kilometres of subterranean Geneva.

When the LHC is operating, more than a billion of these subatomic particle collisions occur every second at near speed of light – utterly beyond human perception.

Therefore Ruth Jarman and Joe Gerhardt of Superconductor have reanimated the raw data by seriously enlarging the light and sound waves from each measured particle collision, resulting in the dotted light patterns and the somewhat doomsday ringing piano strings.

It is also extended in time: at LHC the pattern of each collision lasts 25 nanoseconds, at HALO up to 40 seconds. Said theoretical physicist John Ellis during Wednesday’s panel discussion:

“What we are trying to do at CERN is to understand the most fundamental structures of matter and the universe, where we come from and where we are going. I like to mention the famous painting of Paul Gauguin, the people on the South Sea island asking ‘What are we? Where do we come from? Where are we going?’ That is exactly the questions that we physicists are trying to answer …  by trying to understand what matter the universe is made of. I had a copy of Gauguin’s picture in my office, just to remind me why I came to work every day, and that is still why I come to work every day.”

HALO contains the three levels that is my very personal opinion for what makes great art experiences:

  1. Immediate sensory stimulation or friction, that draws you into the artwork, regardless of your prior knowledge of it.
  2. The more you know about the artist, the history, the context, the more the work grows.
  3.  If the artwork also dares to shamelessly ask the biggest questions – all the better.

And puh-lease! Don’t expect answers. Asking questions is what keeps humanity moving forward, not answers.

 ©Photo courtesy of  Superconductor and Audemars Piguet

So, by all means – when you visit Art Basel 2018 go to Unlimited. It is still … well, unlimited.

Do go to the gallery sections to see the Warhols and the Bacons and the Dubuffets and the contemporary artists. And really make sure you don’t miss HALO. And why not this time around also pay a visit to Miami Design?

 

Anders Modig, based in Basel since 2013, has been a journalist for 15 years. He writes about watches and design for titles like Vanity Fair on Time, Hodinkee, Café and South China Morning Post.

He has been editor in chief of seven magazines and books, including the current annual design magazine True Design by Rado, and his company also organises events for clients like TAG Heuer, Zenith and Patek Philippe.

 

Beitragsbild: ©Lina Bo Bardi Giancarlo Palanti Studio d’Arte Palma 1948–1951Presented by Nilufar Gallery Photo Courtesy of James Harris

 

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Wenn sich Kultur und Kreativität auf ein Bier treffen

(Kultur und Kreativität sitzen in ihrem Stammlokal an ihrem Stammtisch. Die Stimmung ist nicht die beste.)

Kreativität: Zwei Bier bitte!

Kultur: Das hab ich jetzt bitter nötig.

Kreativität: Wem sagst du das! Ich krieg gerade so ziemlich die Krise.

Barkeeper (serviert Bier): Bitteschön!

Kultur: Was? Ist’s bei dir auch so schlimm? Erzähl mal.

Kreativität: Ich komm nicht mehr zur Ruhe, alle wollen kreativ sein. Vor 1968 bin ich nur mit Künstlern, Musikern und ein paar Freaks rumgehangen. Danach wurde ich mainstream. Und jetzt, 50 Jahre später, bin ich gestresster denn je: Jede verdammte Putzequipe möchte originell daherkommen. 

Kultur: Mist, die lassen einen einfach nicht mehr leben. Kürzlich war ich bei einem KMU. Die wollen mit mir neue Mitarbeiter anlocken. Sie meinen, sie hätten eine «einzigartige Arbeitskultur». Zum Totlachen.

Kreativität: Die finden dich sexy.

Kultur: Trotzdem, die haben keine Ahnung.

Kreativität: Du und dein elitäres Getue.

Kultur: Ich kann auch populistisch sein, wenn du willst.

Kreativität: Lass das mal lieber. Bei mir ist die Situation ähnlich. Alle, vom Café-Besitzer bis zum CEO, vereinbaren ein Treffen mit mir und meinen danach: «Jetzt hab ichs raus, ich bin jetzt  genauso kreativ wie jeder Hippie-Künstler da draussen.»

Kultur: Dabei sind wir für die nur Mittel zum Zweck: Die wollen nur Geld mit uns scheffeln. 

Kellner: Noch zwei Bier?

Kreativität: Darauf kannst du einen lassen.

Kultur: Es gibt Arbeitgeber, die mich als Grund nennen, wenn sie ihren Mitarbeitern einen Hungerlohn zahlen. Wenn Praktikanten einen Lohn fordern, zeigen die Chefs auf mich und sagen: «Du darfst mit der hier zusammenarbeiten, weisst du, wie viele Menschen dafür töten würden?». Dabei gibt es Leute, die richtig Kohle machen mit mir. Für die bin ich keine Leidenschaft, sondern nur Geschäft. 

Kreativität: Bastarde

Kultur: Verdammte Bastarde!

Kreativität: Und verdammte 68er! Vorher war wirklich alles viel entspannter.

Kultur: Für dich war es das vielleicht. Ich dagegen wurde für politische Zwecke missbraucht. Du kannst dir nicht vorstellen, für welche faschistoiden Pläne die mich überall einsetzten in den 30ern. Fürchterlich.

Kreativität: Tragisch, und wie ist es jetzt?

Kultur: In Deutschland stellen die mich neuerdings als Leitkultur vor. Ich soll so sicherstellen, dass sich die Immigranten schön brav integrieren. Dann gibt es noch die Nationalkonservativen, die tun so, als wäre ich bedroht. Sie behaupten, sich um mich kümmern zu wollen, dabei wollen sie einfach ihr Fremdenhass hinter mir verstecken. 

Kreativität: Noch zwei Bier?

Kultur: Ja

(zwei Gäste betreten das Lokal)

Kreativität: Schau an, wer da kommt: Innovation und Produktivität!

Kultur: Sehen beide etwas ausgebrannt aus …

 

 

Gastblogger Lorenz König macht was mit Medien und ab und zu was mit Musik. Seine Gedanken zum Gang der Welten veröffentlicht er auf dem Blog Boom-Town (https://medium.com/boom-town), sein Twitterhandle lautet: @lorenzkoenig

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Social Media

Ein Feed voller Blödsinn.

Facebook und Instagram bringen mich auf die Palme.

Social Media ist eine gigantische Wolke aus Lärm und einer Menge Nonsense. Das Verhältnis zwischen Nutzen und Hype steht in keinem Verhältnis. Kritische Einsichten nach sechs Jahren im Social-Media-Beruf.

Ich war bei der Neuen Zürcher Zeitung und bei 20 Minuten als Social-Media-Manager tätig, für die HSW (Hochschule für Wirtschaft) Nordwestschweiz habe ich eine Social-Media-Strategie entwickelt. Zurecht nimmst du jetzt an, ich sei ein Social-Media-Jünger, dessen Glaube an Likes, Retweets und Nutzerdialoge weder im Dies- noch im Jenseits zerbricht. Doch das ist falsch. Nach sechs Jahren bin ich genervt. Und Anlass dazu geben mir nicht nur Trolle und Datenschutzbedenken. Ich hab den Riecher voll von Instagram, Facebook und Snapchat. Dafür verantwortlich mache ich folgende vier Akteure:

Die Medien: Den schnellen Likes und Websiteklicks nachkeuchend, posten alle Redaktionen die Gleichen Beiträge. So zum Beispiel Artikel über den neuen Einhorn-Frappucino von Starbucks, Ananas-Weihnachtsbäume oder gestohlene Schokoladen-Transporter. Nichtmal sprachlich unterscheiden sich die Beiträge: Wie oft habt ihr über einem Facebook-Post schon “Wer von euch war das?”, “Ihr kennt das” oder “Wait for it” gelesen?

 

 

Auch redaktionell geben die Social Media Plattformen mit ihrer emotional aufgeladenen Sphäre den Ton an. Emotionen funktionieren prächtig in der gefühlsdusliegen Social-Media-Welt. Deswegen wird jedes belanglose Ereignis, das nur ansatzweise auf die Tränendrüse drückt und von jemandem auf Facebook dokumentiert wurde, zu einem “Viralen Hit” hochgekocht. Aber: brauchen wir ein hundertstes Babyvideo oder ein tausendstes Hundevideo in unserem Feed? Bringt das gefühlt millionste Filmchen einer herumtollende Katze uns im Leben weiter? Mich nicht.

Dann wären da die mit inflationärer Häufigkeit auftretenden Social-Media-Experten. Mit missionarischem Eifer erklären sie der Welt, dass Social Media der heilige Gral eines jeden ist, egal ob Unternehmer, Politiker oder Möchtegernpromi. Gerne feuern die selbst ernannten Fachexperten in ihren Kursen oder auf ihren Blogs ein Arsenal an Phrasen ab und sprechen von Authentizität und Interaktion auf Augenhöhe. Diese Schlagworte klingen zwar gut in der Theorie, sind aber oft ziemlich vage, wenn es um ihre praktische Anwendung geht.

Hört auf, euer Leben zu teilen

Da sind die Nutzer wie du und ich. Viele sind dem Social-Media-Sachzwang unterworfen und posten und kommentieren, was das Zeugs hält. Sie eifern ein Paar Likes nach und veröffentlichen deswegen jede Belanglosigkeit, die ihnen widerfahren ist: Mittagszeit am See? Schön! Velo hat eine Platte? Du Armer! Und wen interessiert es, dass du heute deine Grossmutter besucht hast (ausser deine Grossmutter vielleicht)? Und als würden sie uns damit nicht schon genug mit ihren Trivialitäten auf den Zeiger gehen, setzten sie unter jeden Post einen – meist – überflüssigen Kommentar.

Eine kleine Anekdote an dieser Stelle: Weil ich vor ein paar Wochen genug hatte von der Profilneurose meiner Freunde, schritt ich zur Tat. Um meinem Instagram-Feed wieder etwas mehr Sinn zu geben, beschloss ich, ihn etwas zu säubern. Ich hab dann Profilfotos von Freunden angeschaut, auf denen sie im Infinitypool oder am Strand oder mit einem Hunde-Filter posieren, und dachte “ich mag dich echt, Digger, aber ich mag dich vor allem im echten Leben” und bin ihnen entfolgt. Einige aufmerksame Freunde haben das realisiert und sich umgehen bei mir über diesen Schritt empört.

Verantwortlich mache ich auch die Plattformbetreiber selber: Die Facebooks, Instagrams und Twitters. Sie, die vortäuschen, mit ihren Kanälen die Menschen zu verbinden, es aber auf unsere Zeit und Aufmerksamkeit absehenSie, die sich – wenig überraschend – als Heilsbringer und gelobte Retter der Demokratie und der Medien inszenieren, dabei aber massenweise unsere Daten hamstern Trollen den weg freigeben und Wahlmanipulationen ermöglichen.

Weil ich mein Geld mit Social Media verdiente, war ich massgeblich an dieser Entwicklung in den sozialen Netzwerken beteiligt: Ich habe Stories geschrieben mit der Absicht, “virale Hits” zu erzeugen und mehrmals über Hunde oder Babies berichtet, ich habe Menschen dazu ermutigt, auf Social Media aktiv zu sein, obwohl sie keinen Bock hatten. Und ich habe Facebook, Twitter und Instagram mit Unmengen von Mist zugemüllt, den keinen interessiert. Ich bekenne mich schuldig.

 

Gastblogger Lorenz König macht was mit Medien und ab und zu was mit Musik. Seine Gedanken zum Gang der Welten veröffentlicht er auf dem Blog Boom-Town (https://medium.com/boom-town), sein Twitterhandle lautet: @lorenzkoenig

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How could I not?

“What inspires you, something that is also related to what you do, something time-related?”

Stevie’s question came out of the blue just after we let out a couple of discreet post-lunch bagel burps. It set the wheels spinning in my brain, which has been very occupied, perhaps too occupied, with writing about watches for more than a dozen years.

It took me a while to realise that it is actually the foundation itself that inspires me: time. It is the only thing we have, and agreeing on what time is and should be is the only way it is possible to keep a society together. Initially experimental sundials and water clocks were few and far between, but since the 1300s keeping time has been very social. From the church clocks ringing to get the congregation together to the infamous countdown for New Year’s Eve under the big clock at Times Square, time is absolutely everywhere. From when you are at work to the exact meeting time to the trains to the start of your favourite TV show to the minutes you cook an egg to your liking – time is absolutely everywhere, and nothing in our civilised society would have been possible if it weren’t for the relentless studies of men and women like the Mesopotamians who raised a pole, measuring the movement of the sun, John Harrison cracking the mystery to perfect sea navigation thanks to the accuracy of his clocks, Abraham-Louis Breguet for not only putting timekeepers on the wrist, but also mitigating the adversarial effects of gravity on the movement of pocket watches, and present-day geniuses like Rémi Maillat of Krayon who just made the first mechanical watch that shows you sunrise and sunset wherever you are. They all work with the same foundation: how to mimic and symbolise the celestial movements, because that’s what time and clocks and watches are all about: astronomy. And like the Austrian designer Rainer Mutsch put it:

“Time has no undo button.”

What baffles me is that despite the fact that time is the only thing that we have, the only commodity that is distributed to each and every living creature on this planet, people ask me why I write about watches, thus in an extended perspective asking why I write about time. I hadn’t thought about it in that sense before this article, but for the next time somebody puts this question to me I now have the perfect answer: “How could I not?”

– Anders Modig

 

Anders Modig, based in Basel since 2013, has been a journalist for 15 years. He writes about watches and design for titles like Vanity Fair on Time, Hodinkee, Café and South China Morning Post.

He has been editor in chief of seven magazines and books, including the current annual design magazine True Design by Rado, and his company also organises events for clients like TAG Heuer, Zenith and Patek Philippe.

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Chaos, Kunst und Kollaboration

Was passiert, wenn eine Social Media-Seite ihren Usern eine freie Fläche zur Verfügung stellt? Reddit hat sich in seinem alljährlichen April Fools-Experiment damit auseinandergesetzt.

Das Problem an einem halbgaren Digital Sabbatical ist, dass das aktuelle Weltgeschehen doch irgendwie durchsickert. Um nicht im nebulösen Halbwissen zu ertrinken, wirft man dann kurz nen Blick ins mediale Schattentheater und ergötzt/erregt sich an den geopolitischen Ränkespielen, die bei Game Of Thrones oder House Of Cards wegen Unglaubwürdigkeit wohl längst auf dem Boden des Cutting Rooms gelandet wären. Nach globaler Kommunikation oder gar Kollaboration sieht das alles jedenfalls nicht aus. Eher nach zunehmend regressivem Fäkalienwerfen.

Konsequent zu Ende gedacht, kommt da die Frage auf, ob Unsicherheit und Chaos das Schicksal der Menschheit ist. Quasi das logische Resultat dieser kuriosen Simulation, basierend auf ein paar physikalischen Gesetzen, einer Auswahl biologisch begründeter Verhaltensmöglichkeiten und sonst mehr oder weniger Raum für die Ausbreitung eines augenscheinlich freien Willens (lassen wir für den Moment die Glaubensebene mal weg, sonst artet es aus). All unsere Sorgen, Träume und Bedürfnisse: letztendlich nur Zeilen eines Codes, cursed to end in entropy. Das tut ein bisschen weh, weil doch aus subjektiver Sicht vieles ganz wahnsinnig bedeutsam erscheint: Die wahre Rolle des orangegefiederten POTUS,  der Opel mit der Aargauer Nummer, der (schon wieder) auf dem Lieblingsparkplatz steht, Person X, die neulich etwas komisch gekuckt hat, als man sie um halb vier Uhr morgens in einer Bar angetroffen hat.

Durchaus recht wichtig, das alles. Da muss Ordnung und Übersicht rein; bloss keine Unsicherheit, bloss kein Chaos.

Um so faszinierender, wenn man dann selbst Zeuge eines Experiments werden darf, welches die Mikro-, Makro- und Metaebene unseres menschlichen Beisammenseins wunderbar aufzeigt. Und das gerade dank dem Chaos.

Am 1. April wurde in einem Subforum von Reddit (die selbsternannte „Frontpage of the Internet“) eine 1024 X 1024 Pixel grosse, leere Fläche zur Verfügung gestellt, versehen mit denkbar simplen Regeln: alle paar Minuten hatte man die Möglichkeit, die Farbe eines einzelnen Pixels zu bestimmen. Nach 72 frenetischen Stunden endete „r/place“ und die, vermutlich in die Millionen gehenden, Teilnehmer rieben sich die Augen.

Was war in den 72 Stunden geschehen? Erst mal nicht allzu viel, ein bisschen wahllose Farbspielerei. Dann entstanden Muster, Patterns, erste Schriftzüge. Es wurde klar, hier wird zusammengearbeitet. Die User lernten mit den Regeln zu spielen und erstellten Scripts, die komplexe Symbole ermöglichten. Populär waren (what else) Abbilder diverser Memes, bald kamen bekannte Logos und Kunstwerke hinzu.

Kommunikation lief vor allem über r/place, aber auch in einer wachsenden Zahl eigens erstellter Subreddits wurde eifrig diskutiert. Taktiken wurden entwickelt, um z.B. die eigenen Werke vor Invasion zu schützen, mit Anderen zu fusionieren oder Neue zu gestalten.

Es dauerte nicht lange, bis sich expandierende Nationalflaggen in die Quere kamen und „Krieg“ ausbrach. Schweden vs. Dänemark, Iran vs. Pakistan, Deutschland vs. Frankreich. Auf den Krieg folgte der Frieden und das paneuropäischen Schlachtfeld zeigte am Ende eine Europaflagge. Der Auftritt einer offenbar führungslosen, alles verschlingenden schwarzen Masse in der Mitte des Feldes liess Trump-Anhänger und -Gegner zu Verbündeten werden und inmitten des vormals schwarzen Lochs wehten schliesslich die Stars & Stripes. Und das sind gerade mal eine Handvoll von unzähligen kollaborativen oder kompetitiven Schauplätzen. Das Endresultat war ein unermesslich reiches, kurioses und faszinierendes Sammelsurium der Netzkultur, Stand 2017.

 

 

Aber was genau war, oder ist nun „r/place“? Nur eine weitere Variante des Open Canvas wie Drawball oder der MillionDollarHomepage, nur jetzt, Dank der Reddit-Dynamik mit mehr Aufmerksamkeit? Ist es der visualisierte Fiebertraum eines kurzlebigen Cloud-Bewusstseins, eine Art Urform (semi-)künstlicher Intelligenz? Bloss eine chaotische und irrelevante Sammlung aktueller Memes? Eine Gesellschafts-Simulation, zynisch durchgeführt als Aprilscherz? Oder gar eine faszinierende Analogie zur Allgemeingültigkeit der hinduistischen Dreifaltigkeit aus Kreation, Erhaltung und Zerstörung, wie es der US-Blog Sudoscript sehr eloquent formulierte? Reddit selbst versuchte gar nicht erst eine abschliessende Antwort zu finden, sondern postete zwei Wochen später eine knappe Zusammenfassung, die weiteres Stöbern erleichtert, samt links zu User-generierten Timelapse-Videos, interaktiven Karten und sogar einer animierten Heatmap.

 

 

r/place war ein bisschen von allem und gleichzeitig viel mehr. Das ist zwar eine sehr unbefriedigende Schlussfolgerung, aber auch ein Hinweis darauf, dem Chaos nicht immer ganz so ängstlich gegenüber zu treten. Wenn mit so wenigen Regeln in so kurzer Zeit aus Nichts etwas so Vielschichtiges entstehen kann, alleine auf Grund von Kollaboration und Kooperation, dann wird klar, was eigentlich möglich ist. Zeit, dem Chaos auch mal eine Chance zu geben und einfach mitzumachen, egal ob Simulation oder nicht.

 

Gastblogger Nik von Frankenberg ist freischaffender Musiker, Blogger und Handlanger.

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Kultur, wir lieben dich!

But sometimes it’s complicated. A Lovestory.

Lieblingskunden per se gibt es nicht. Aber es gibt Lieblingsansprechpartner, Lieblingsarbeiten oder Lieblingsstundenansätze. Oder aber Lieblingsbranchen. Diese Lieblingsbranchen zeichnen sich meistens dadurch aus, dass man einen Kunden hat, der ein Business betreibt, mit dem man sich auch privat identifizieren kann, womit man sich auch ausserhalb der Bürozeiten beschäftigt. Kultur ist ein solches Business. Oder viel eher, eine solche Herzensangelegenheit. Aber keine Liebe wäre eine echte Liebe, wenn sie nur Sonnenseiten hätte. Es braucht diese Kontroverse zwischen Herzblut und Wahnsinn. Diese ups und downs oder dieses Abwägen zwischen wenig Geld, dafür erfüllende Arbeit. Denn dies entschädigt Einiges, es macht Spass.

But hey, sometimes it’s complicated, my love !

Eine Anekdote aus dem Leben eines culture-lover Grafikers:

Kultur: «Hey wir haben nicht so viel Geld, aber wir lassen euch die Freiheit, ihr könnt es so gestalten wie ihr wollt, wir reden euch nicht rein (echt nicht, wir schwören auch auf alle Subventionen die wir erhalten höhö).»

By the way, die Subventionen sind echt zu tief, Schweineee!! Aber das ist jetzt nicht das Thema.

Grafiker: Ein Freudentanz folgt auf die Auftragsvergabe, weil man endlich wieder etwas frei gusto gestalten darf, denn deshalb wurde man ja Grafiker, um sich kreativ ausleben zu können und nicht um eine Hure des schlechten Designgeschmacks zu werden, die für Geld auch Dinge gestaltet, die ihr selber fast Augenkrebs beschert.

Doch dann folgt der Herzbruch. Der Kulturkunde ohne Budget und konkretem Briefing möchte doch nochmals alles anders, ganz nach dem Motto: «Lebt euch aus, aber macht es trotzdem so wie wir wollen». Aber hey Yo! Voll easy, ist doch mega schnell gemacht, nur kurz das Bild austauschen, Format anpassen, Farben ändern und wenns geht noch eine andere Typo bitte, Textänderungen folgen dann asap, geht bestimmt zack zack. Nix zack zack, einmal alles in den Kübel heisst das.

Bääm, Faust ins Gesicht, Herz gebrochen, Liebeskummeralarm. Und Bier, viel Bier.

Dabei wollen wir doch nur dein Vertrauen, liebe Kultur. So wie in einer echten Liebe halt. True Love, bitch! Je mehr Vertrauen gegenseitig, desto weniger beef. Uns geht’s nicht nur um das «Eine» (Geld), wir wollen Liebe kreieren, bestenfalls ein Masterpiece of Design entwerfen, state of the art benchmarken oder es zumindest versuchen. The sky is the limit (lol!). Wir sind nicht der One-Night-Stand, der sich deinen Name nicht merken kann, sich im Morgengrauen vom Acker macht und eine falsche oder keine Telefonnummer hinterlässt. Wir sind echt nett. Also komm. Wir helfen dir.

Denn wie es in einer grossen Liebe so ist, will man das, was einem am meisten in den Wahnsinn treiben kann, mehr als alles andere.

Kultur wir lieben dich und wir können gar nicht genug von dir kriegen !

Denn der Moment kommt nachdem man sich nach der hundertsten, unbezahlten Korrekturrunde auf ein Layout geeinigt hat (das file mittlerweile angeschrieben mit KrasserFlyer-version450-print12-final8-finalfinal3-FINAL29 oder ähnliches) und das file auf den letzten Drücker seit ein paar Tagen im Druck ist. Das ist der Moment, in dem man ein Lieblingskonzert, Lieblingsfestival, Lieblingsveranstaltung, Lieblingseinrichtung oder ähnliches besucht und das Plakat hängen oder den Flyer liegen sieht. Dann passiert es (währendem man am Bier nippt, welches man aus finanziellen Engpässen schmarotzen musste), es ertönen Himmelsglocken, Tränen der Freude kullern über die Augenringe, verursacht durch die vielen Nachtschichten und es erfüllt dich mit Liebe. Und Stolz, Herzensangelegenheit halt. Und man weiss, jedes ausgerissene Haar hat sich gelohnt.

Und man spürt es ganz tief, from the bottom of the heart, diese Liebe währt für immer ! <3

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Because the Internet

Ich komme immer wieder, im privaten und im offenen Rahmen, auf diesen grandiosen Erguss vom Internet zurück. Auf bizarre Art und Weise geben mir diese Videos Halt. Ich finde das lustig und einige Tausend Andere auch, sonst hätten diese Parodie Vids nicht x-fach mehr Views als die eigentlichen Originale.

Es geht um die korrekte Aussprache von komplizierten und weniger komplizierten Wörtern.

Der Macher dieser Tutorials hat meiner Meinung nach eine Statue oder einen Friedensnobelpreis verdient. Here goes, der Wahnsinn der uns alle verbindet.

zB Das italienische Getränk da.

A Classic. Egal wo das Wort ausgesprochen wird und egal von wem.

mit bisschen Bezug zu uns.

nochmals die Sache mit dem Bezug.

because the internet

mein Liebling

yours sincerely

Stevie

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Mach dein Gif zum Daumenkino!

Wer kennt Sie nicht, die Gifs! Sie bereiten uns Freude, Lacher, den einen oder anderen «aaaaawww!» oder «iiihhhhh» Effekt und sind simple, aneinander gereihte und animierte Bilder.

Nun kannst du auf gifbuch.de dein Lieblings-Gif zu einem Old School Daumenkino umwandeln lassen, so hast du es auch stets zur Hand wenn das iPhone den Geist aufgibt oder du in Guantanamo im Knast sitzt.

 

 

Unbegrenztes, nicht von Swisscom abhängiges Dauergrinsen ist garantiert, was will man mehr!

Schick uns dein Lieblings-Gif an yes@eyeloveyou.ch, wir krönen dann die besten drei und spendieren das ultimative Gifbuch.

Auf was wartest du noch, hau in die Tasten und hol dir deine Lachnummer!

 

 

 

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Tag 1. Post 0.

Heute gibt es was zu feiern, wir werden 5!

Und diesen Tag nehmen wir zum Anlass, unseren eigenen Blog zu starten. Finally!

Ab heute berichten wir unter eyeblogyou regelmässig über Themen, die uns inspirieren.

Mit «wir» ist die gesamte eyeloveyou-Crew gemeint, alles Köpfe mit ganz eigenen Ideen und Standpunkten. Aber alle mit einer feinen Nase in den Bereichen Design, Web, Trends und Werbung. Und alle stolpern auch immer wieder über Lustiges. Ein spannender Mix!

Unterstützt werden wir dabei übrigens von 2 Profis, der Lea und dem Thom. Wir freuen uns wie Schnitzel darauf, die beiden mit an Board zu haben!

Wie eingangs erwähnt, feiern wir heute ein kleines Jubiläum. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und bald steigt die grosse Sause, zusammen mit unseren Kunden und Freunden. Hier zeigen wir euch die ersten Bilder vom Aufbau in der «geheimen» Location. Kommt gut, oder?

Stevie, im Namen vom ganzen eyeloveyou-Team.

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