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Leg dein Smartphone weg!

Leg dein Smartphone weg, du vergeudest deine Zeit und du schadest deiner Psyche. Du bist ein Sklave deines Handys. Doch Apple und Samsung gehen raffinierter vor als die Sklaventreiber von vergangenen Tagen. Du realisierst nicht mal, dass du ein Sklave bist – schlimmer noch: du meinst, du kontrollierst dein Handy.

 

Schau doch nur mal deine Haltung an. Du stehst da, wartend an der Busstation oder sitzend im Zug, dein Hals um neunzig Grad nach unten geneigt. Du verbeugst dich vor deinem iPhone, als wäre es dein Gebieter. Breitwillig unterwirfst du dich diesem rechteckigen Ding aus Lithium, Zink, Plastik und Glas.

Nützlich ja, aber nicht nur

Zu Recht kannst du jetzt entgegnen, das Smartphone ist der Zugang zu Information aus aller Welt und passt dazu noch bequem in meinen Hosensack. Dieses Gerät ermöglicht es mir, jederzeit und überall mit meinen Liebsten zu kommunizieren. Wie kann man da von Versklavung reden!

Das Problem: Dein Smartphone ist noch einiges mehr als Pforte zum Wissen dieser Welt und Draht zu deinen Eltern oder deiner ehemaligen Ferienliebschaft in Australien.

Es ist Datenkrake, Heroinspritze, Bullshit-Schleuder und Stressfaktor in einem.

  • Marc Zuckerberg und Co. protokollieren dein Nutzerverhalten akribisch genau. Die persönlichen Daten, die du preisgibst, spülen ihnen astronomische Mengen an Werbegeld in die Kassen. In diesem Zusammenhang gilt der breitgetretene aber treffende Satz: Du bist das Produkt.
  • Egal ob Facebook, Spotify oder Netflix, alle wollen, dass du ihnen deine Zeit schenkst. Deswegen arbeitet eine Multimilliarden-Franken-Industrie Tag und Nacht an Möglichkeiten, deine Aufmerksamkeit zu kapern. Netflix hat beispielsweise die Verweildauer seiner User massiv erhöht, indem es ihnen eine weitere Folge ankündigt, während die andere ausläuft. Die Softwareentwickler von Instagram wissen genau, wann, wo und in welcher Farbe sie Benachrichtigungen anbringen müssen, um dich auf ihre App zu locken. Ein Surren und schon bist du wieder für 10 Minuten verloren in einem Feed aus Selfies, Katzenvideos und Ferienfotos. Damit wären wir beim Thema Bullshit-Schleuder. Denn auf diese Bilder hättest du getrost verzichten können. Ihr Informationswert tendiert gegen null.
  • Und gerade weil dein Handy dir alle Dienstleistungen (wie Facebook und Co.) und Informationen in die Hosentasche liefert, fördert es deine Angst, etwas zu verpassen. Andauernd klinkst du dich auf Snapchat oder Whatsapp ein, aus Angst dir könnte etwas entgangen sein. Die ständige Erreichbarkeit resultiert im Druck, jederzeit reagieren zu müssen. Du fühlst dich genötigt, in jeder Whatsappgruppe zu antworten. Das Stresslevel steigt massiv.
  • Dein Handy ist kein Totem

 

Aber wie viele andere Zeitgenossen bist du dir diesen Tatsachen nicht bewusst. Sorgsam schmückst du dein Gerät mit schicken Hüllen und schaust es öfters an als deine Freundin oder deinen Freund. Du nimmst es überall mit: Auf die Toilette, ins Bett, in die Dusche, und – wie ich kürzlich beobachtet habe – ins verdammte Thermalbad!

 

Da stehst du da mit zombiehafter Apathie, dein Gesicht blau erhellt durch den Smartphone-Screen, und suchst den nächsten Dopaminkick, der durch Pseudohandlungen wie Likes oder verschickte Emojis entsteht.

 

Zeit, dass du dein Handy als das ansiehst, was es sein soll: Ein sehr nützliches Gerät, das Informationen liefert und nicht ein Totem. Diese Einsicht bewahrt dich davor, dein ganzes Leben auf Instagram und Facebook zu verscrollen.

 

Gastblogger Lorenz König macht was mit Medien und ab und zu was mit Musik. Seine Gedanken zum Gang der Welten veröffentlicht er auf dem Blog Boom-Town (https://medium.com/boom-town), sein Twitterhandle lautet: @lorenzkoenig

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