blog, Culture, Digital Life, Lifestyle

Viel Arbeit? Hör auf zu klagen! Nichtstun ist die Zukunft

“Ich hab viel zu tun”: Täglich hören wir diesen Satz, egal ob im Büro, in der Mittagspause oder wenn wir einem Freund auf der Strasse begegnen. Der Satz ist zur Standardantwort avanciert, wenn man fragt, “wie gehts” – die Antwort “gut” war gestern. Dabei ist dieser Satz aus drei Gründen problematisch.

Grund 1: Faulheit ist die letzte Todsünde

Leute, die sich über ihren Berg an Arbeit beklagen, machen es sich leicht – zumindest aus einem kulturellen Gesichtspunkt. Denn wer viel arbeitet, der ist eins sicher nicht: faul. Und was gibt es Schlimmeres, als als Schlaffi wahrgenommen zu werden! Faulheit ist in unserer Leistungsgesellschaft die letzte verbliebene Todsünde: Ehebruch? Wenn juckts! Lügen? Im postfaktischen Zeitalter ein Kavaliersdelikt. Eitelkeit: Instagram ist ein Jahrmarkt der Eitelkeit. Die Anzahl monatliche Nutzer dieses Sozialen Netzwerks? Eine Milliarde. Und so weiter.
Ist jemand mit Arbeit eingedeckt, impliziert das, dass diese Person das Gegenteil von faul ist: Sie ist fleissig, zuverlässig und zudem ein gefragter Auftragsempfänger. Ihre Vorgesetzten decken sie mit Arbeit ein, weil sie wissen, diese Person liefert, und das gut und schnell. Und wenn Faulheit die letzte Todsünde ist, ist Leistung durch harte Arbeit die vorherrschende, jeden Gesellschaftsbereich dominierende Tugend. Wir haben Gott und die Kirche hinter uns gelassen, aber die Protestantische Arbeitsethik haben wir noch nicht abgestreift. Auch Bukowski hatte das erkannt und forderte in seinem Roman Faktotum: Es sollte auch für Menschen ohne Ehrgeiz einen Platz geben: ich meine, einen besseren als den, den man ihnen gewöhnlich reserviert.

Grund 2: Clever arbeiten ist besser als viel arbeiten

Wieso sagen Leute nicht: “Ich arbeite nicht hart und lang, ich arbeite clever. Ich hab einige der mir zugeteilten Aufgaben nicht erledigt, weil ich weiss, dass sie niemandem einen Mehrwert bieten. Dafür bin ich etwas früher nach Hause gegangen und hab den Abend genossen. Am nächsten Tag kam ich frisch erholt ins Büro, mein Kopf war voll mit wunderbaren Ideen.” Oder um es mit Steve Jobs zu sagen: «People think focus means saying yes to the thing you’ve got to focus on. But that’s not what it means at all. It means saying no to the hundred other good ideas that there are. You have to pick carefully.»

Natürlich braucht es Selbstvertrauen zu sagen: “Das mache ich nicht, weil ich den Mehrwert dahinter nicht sehe. Weil es weder Geld bringt, noch jemandem unmittelbar nützt. Weil es nur bürokratischer Mist oder Wir-haben-das-immer-schon-so-gemacht-Müll ist.” Zum Glück gibt es berühmte Vorreiter. Nobelpreisträger Richard Thaler sagt von sich selbst, er sei faul. Er kümmere sich nur um diese Dinge, die wichtig sind und die er gerne mache. Für einen Nobelpreis hat es immerhin gereicht.

Grund 3: Schufterei killt Kreativität

Nichtstun ist die Zukunft. Oder was machst du, wenn die Roboter deinen Job übernommen haben? Zugegeben, wenn du diesen Blog liest, werden die Roboter deinen Job nicht so schnell übernehmen, da du wahrscheinlich eine höhere Ausbildung hast und/oder eine kreative oder konzeptionelle Arbeit verrichtest. Aber gerade im konzeptionellen Bereich ist es unglaublich wichtig, dass du Zeit für Musse hast. Denn im Zustand des Nichtstuns kommen die richtig guten Ideen. https://qz.com/705782/the-best-productivity-hack-when-youre-stuck-is-to-do-nothing/

Also trau dich, deine Arbeit zu ändern und zu sagen, dass du nicht mehr hart arbeitest, sondern smart.

 

 

 

Gastblogger Lorenz König macht was mit Medien und ab und zu was mit Musik. Seine Gedanken zum Gang der Welten veröffentlicht er auf dem Blog Boom-Town (https://medium.com/boom-town), sein Twitterhandle lautet: @lorenzkoenig

Standard
Allgemein

Die Sache mit dem kreativen Arbeiten. Wie man schöpferische Ideen umsetzt.

Kreativität hat Konjunktur. Das Kreieren von neuen, originellen Ideen ist längst nicht mehr ein Bereich, welcher Künstlern, Musikern, Autoren, Kuratoren oder Grafikern vorbehalten ist. Viel mehr erscheint es einem, dass für Kreativität mittlerweile nicht nur in der hintersten Ecke der Banker- oder Beamten- Büros ein Plätzchen reserviert ist. Auch scheint es, dass sich Menschen, die sich diese Eigenschaft nicht auf die Fahne schreiben, im Berufsleben hinten anstehen müssen. Be creative! ist die Lösung – und das nicht nur in der Berufswelt, sondern teils auch in der Politik, wie etwa während den Neunzigern in England.

CB_Start

Nicht zuletzt haftet der Kreativität auch eine gewisse Sexyness an: Mit betontem Understatement aber innerlich geschwollener Brust erzählen Designer, Journalisten oder Werber über ihre prestigeträchtigen (berufliche) Tätigkeiten. Mit einem Blick auf die Geschichte des Kreativitätsbegriffs lässt sich nachvollziehen, wieso in unserer heutigen Gesellschaft die Entwicklung solch schöpferischer Fähigkeiten so erstrebenswert scheint. Früher waren es die Maler und Komponisten, denen man dank ihrer schöpferischen Gabe eine gewisse Nähe zu Gott attestierte. Sie durften Portraits der Könige fertigen, beziehungsweise Sinfonien für deren Feste oder zu deren Ehren schreiben. Spätestens nach der Industrialisierung wurde das Bild des kreativen Menschen von mondänen Malern und extravaganten Schriftstellern geprägt. Oft waren dies Menschen, welche dem Alkohol, Tabak und bewusstseinserweiternden Substanzen nicht abgeneigt schienen. Auch sie trugen (und tragen immer noch) dazu bei, dass diesen „auserwählten“ Menschen einen Nimbus anhaftet. Die Kreativen, so scheint es, arbeiten zwar, aber ihre Arbeit ist zu einem grossen Teil auch ihre Selbstverwirklichung. Für alle anderen klingt das natürlich äusserst reizvoll.

Doch was heisst kreativ sein in der Praxis? Ich habe zwei Artikel kurz zusammengefasst, die sich mit diesem Thema beschäftigen, in der Hoffnung, euren kreativen Alltag zu bereichern:

Dieser amüsant geschriebene und erhellende «Guardian»-Artikel basiert auf einer Studie über die Tagesgestaltung kreativer Leuchttürme wie etwa Ludwig van Beethoven, Benjamin Franklin oder Marcel Proust. Die Verfasser zogen sechs wichtige Erkenntnisse:

  1. Stets früh aufstehen: Es gibt natürlich Ausnahmen, doch der grösste Teil der im Buch analysierten Kreativen steht früh auf. Sei dies, um nicht gestört zu werden, oder weil sonst die Zeit für ihr Schaffen fehlt, da sie sich um die Familie sorgen oder zur regulären Arbeit müssen.
  2. Behalte deinen regulären Job: Wer neben seiner kreativen Tätigkeit einer regulären Arbeit nachgeht, lernt mit wenig Zeit umzugehen und trainiert seine Disziplin. Letzteres wirkt sich wiederum positiv auf das kreative Schaffen aus.
  3. Gehe regelmässig spazieren.
  4. Lege einen Tagesablauf fest und halte den Zeitplan ein: Egal ob Morgenritual, die Arbeit an einem Buch bzw. einem Song oder der Nachmittagsspatziergang: Der Tagesablauf soll so selten wie möglich geändert sondern so gut wie möglich eingehalten werden. Dadurch muss man sich nicht mit Fragen herumschlagen wie etwa: wann man wo arbeitet und hat somit mehr Gehirnschmalz für das kreative Denken übrig.
  5. Suche einen guten Umgang mit verschiedenen Substanzen, egal ob Kaffee, Vodka, Ritalin oder was es sonst noch so gibt.
  6. Lerne, an jedem Ort zu arbeiten. Eine der typischsten Prokrastinationsmethoden: den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Ort für die Arbeit zu suchen. Viele kreativ tätige Menschen arbeiten überall so gut es geht.

CB_1CB_2CB_3CB_4CB_5CB_6

Was ihr tun müsst, um auch angesichts einer anstehenden Deadline kreativ zu sein, erfahrt ihr hier. Die wichtigste Erkenntnis aus diesem Text ist wohl, dass das Warten auf die grosse Eingabe, den Geistesblitz, eine Mär ist. Kreative Arbeit erfordert, wie andere Jobs auch, Disziplin. Im Text wird daher empfohlen, nicht lange zu fackeln und einfach mit der Arbeit loszulegen. Dann kommen auch die schöpferischen Ideen.
Falls ihr, wie ich auch, viele Ideen aber Mühe habt, diese umzusetzen, findet ihr hier noch eine weitere Linksammlung von Artikeln zum Thema Produktivität.

Gastblogger Lorenz König arbeitet als Community Manager bei der Neuen Zürcher Zeitung. Zudem ist er unter dem Namen Larry King als Dj unterwegs. Mehr dazu hier

Standard